Montag, 30. November 2009

Tim Plus - Nächster Halt




Das Jahr 2009 neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen und während hier und da schon mal vorsichtig nach dem besten Album des Jahres gesucht wird, stellt sich zugleich auch die Frage, was Rap, insbesondere auf Deutsch, die letzten Monate besonders ausgezeichnet hat. Denkt man an Jonesmann & Olli Banjo oder Kollegah & Farid Bang, möchte man eventuell vom Jahr der Kollabo-Alben sprechen, welche auch international immer beliebter wurden respektive werden. Man kann jedoch auch an die zum Teil richtig vielversprechenden Debütalben so mancher Künstler denken, die endlich ihren ersten „Album“-Eintrag in ihrer Discographie hinzufügen konnten. Spontan fallen mir da Namen wie Chefket oder Vega ein. Doch wenn alles stimmt schafft es auch der noch vergleichsweise unbekannte Tim Plus mit seinem Debüt „Nächster Halt“ in die Riege der erfolgreichen Debütanten vorzudringen.

Seine zwölf Stücke umfassende Bewerbung macht zumindest schon einmal Lust und Hoffnung auf einen neuen, interessanten Charakter im Deutschrap-Zirkus. Hinzu kommt die Tatsache, dass ein nicht ganz unbedeutender Künstler namens Clueso ihn schon jetzt zu den Top 10 Newcomer zählt und das möchte ja etwas heißen. So kommt es, dass man sich binnen kürzester Zeit mittendrin im Geschehen wiederfindet und von einem auf dem Boden gebliebenem Kölner empfangen wird, der einem sogleich „Pappkartons“ in die Hände drückt. Diese sind gefüllt mit Reimen, die Bilder im Geiste entstehen lassen, fein und freundlich instrumentalisiert und mit gesungenem Refrain, der durchaus an erwähnten Clueso erinnert.

Einen Vergleich, den sich Tim Plus wohl oder übel gefallen lassen muss, zumal auch er gerne organisch unterwegs ist und sich die Unterstützung einer Band sichert, was live erst vollends zur Geltung kommt. Aber auch auf CD macht die Sache Spaß. Ob „LLM“ (steht offenbar für Lieblingsmusik), „Saubermann“ oder „Round N Round“, das alles ist unterhaltsamer, gut gemachter, locker eingehender Rap mit Refrains, die im Ohr hängen bleiben. Wem das zu langweilig klingt, dem möge gesagt sein, das mit dem ulkig betitelten „Oink Oink“ bspw. ein richtig Alarm machender Track mit von der Partie ist.

Tims Texte bewegen sich dabei konstant auf außerordentlich gelungenem Niveau und lassen nie und nimmer glauben, es hier mit einem Debüt zutun zu haben. Inhaltlich wird vornehmlich Alltägliches innerhalb der Zeilen verarbeitet, wobei man zu keiner Zeit das Gefühl vermittelt bekommt, x-mal das Selbe aufgesetzt zu bekommen. Im Gegenteil, „Uschi & Renate“ möchte man als kreativen Höhepunkt festhalten, während „Was Bewegen“ das musikalische Highlight darstellt.

Zwar fesselt nicht jeder der Tracks auf die gleiche Art und Weise, im Großen und Ganzen wurden Fehltritte ausgelassen und ein Debüt auf die Beine gestellt, das für mich zu den besten Erstlingswerken des Jahres zählt. Interessant sicher auch für Freunde von Clueso und Dendemann, die man zu Tim Plus musikalischen Verwandten zählen kann. Sehr gut gemacht das Alles.

Donnerstag, 26. November 2009

Jai spricht: über Reviews (aka Rezensionen)

Es ist mal wieder Zeit für ein offenes Gespräch. Dieses Mal befinden sich Reviews im Fokus. Ein Thema, das in Anbetracht der inzwischen respektablen Anzahl an Rezensionen auf Resurrection of Rap durchaus Sinn macht. Denn natürlich schreibe ich nicht nur selbst, sondern lese mir auch allerhand Reviews anderer Seiten und Rezensenten durch, wodurch man früher oder später anfängt sich mehr Gedanken über das zu machen, was man schreibt und vor allem wie man schreibt.

So sind mir bereits mehr als eine Hand voll Seiten und Blogs bekannt, die Rezensionen auf einem sprachlichen Niveau verfassen, dass man nur neidvoll den Hut ziehen kann. Eloquent wie ein junger Dichter wird Zeile um Zeile geschrieben was das Zeug hält, analysiert und bewertet. Nicht selten mit der Folge, dass ich einen Blick ins Wörterbuch wagen muss um die Aussagen des Rezensenten zu verstehen. Noch anspruchsvoller wird es gar wenn es ins abstrakte geht und detailliert über den Klang der Alben berichtet wird. Ohne den Grundkurs in musikalischem Verständnis hat es den Anschein, dass man nur Mutmaßungen über den Inhalt stellen kann. Aber gut, so muss es ja nicht allen anderen gehen, möglicherweise leide ich auch einfach unter einem eingeschüchterten Wortschatz, lese zu wenig anspruchsvolle Bücher und dergleichen.

Hilfe bekomme ich glücklicherweise zumeist von einem ausgeklügelten Wertungssystem, das mir jede Rezension, die ich in mühsamer Arbeit und minutenlangem Lesens verstehen müsste, handlich ins Bildliche übersetzt. Ich selbst habe mir oft schon Ideen über Bewertungen gemacht, spricht der große Vorteil doch für sich – ein klares, für jeden ersichtliches Fazit, eine Note, ein Wert, an dem die Qualität oder der Nutzen eines Albums ersichtlich werden. Hier glaube ich jedoch auch einen Nachteil entdeckt zu haben, denn nur allzu oft wird das geschaffene System, nach dem benotet wird, nicht vollends ausgenutzt. Da gibt es viel Schlechtes, wenig Mittelmäßiges und alle 5 Jahre mal was, das man vorsichtig als „gut“ abstempelt. Die wirklich guten Noten werden gar nicht erst angerührt oder behandelt wie alternatives Gold.

Jetzt höre ich schon die Meute, wie sie aufgebracht ruft „Das entspricht nun mal genau der Entwicklung des Musikgeschäfts!“. Ein Argument, das ich so zwar verstehen, aber nicht unterstreichen würde. Blicke ich zurück auf die Review-Geschichte des Blogs, so zähle ich allenfalls zwei Hände an Alben, über die selbst ich nur wenig Gutes schreiben konnte. Dazu eine breite Masse an gelungenen, wenn auch nicht überwältigenden, Veröffentlichungen und zu guter Letzt aber immer noch etliche wirklich großartige CDs, die man ruhig auch so der Leserschaft präsentieren kann, darf und angesichts des verheerenden Images von Musik, insbesondere Rap, auch muss.

An Kritik wird man als Schreiber von Rezensionen dennoch niemals vorbei kommen, auch ich nicht. Und doch lässt sich auch beim Umgang mit Kritik ein wesentlicher Unterschied zwischen einzelnen Redakteuren feststellen. Während die einen jede Gelegenheit nutzen um die verbale Kriegskeule auszupacken und draufzuhauen was der Künstler hergibt (teils in richtig beleidigendem Deutsch), begreifen andere die Arbeit, die hinter jedem einzelnen Tonträger steckt und verpacken die Kritik höflich und in keinster Weise aggressiv. Vergessen wir nämlich nicht, gerade der nach bester Möglichkeit objektive Umgang mit der Materie hebt den Schreiber von den Lesern ab, die natürlich feste Meinungen über diese und jene Künstler haben sollten. Weshalb ich am Ende meiner gesammelten Gedanken weiter über Aussagen wie „bei dir schneiden die Alben stets viel zu gut ab“ sinniere, letztendlich aber ganz gut mit meiner Art des Schreibens leben kann.

Mädness - Zuckerbrot & Peitsche




Deutscher Sprechgesang – ein herrliches Thema, über das man über einen schier endlos scheinenden Zeitraum diskutieren, streiten und auch nachdenken kann. Gerade als Rezensent fühlt man sich gerade dazu aufgefordert, sich so seine Gedanken über dies und das zu machen, während der Konsument bisweilen nur selten um die Ecke denkt. Vielleicht liegt darin begründet, warum Deutschrap seit Jahren meckert und nach neuem Wind aufschreit, während es mancherorts bereits genau diese frische Brise in Form begabter Reimer gibt. Nur müsste man sich dafür eventuell die Mühe machen und auch mal etwas anderes wahrzunehmen als das, was man bereits fachgerecht auf Musiksendern wie MTV und Viva (dort läuft doch noch ‚Musik‘, oder?) auf den Tisch bekommt.

Wäre dies die Norm, so hätte wohl jeder, der Aggro Berlin oder sido buchstabieren kann wohl auch ein echtes „Unikat“ im CD-Regal stehen. Dem ist nicht so, vermute ich jetzt einfach mal und daher wird man auch kurz erklären müssen, dass es sich bei „Unikat“ um das beachtlich gut von Kritikern aufgenommene Album des gar nicht so wirklich neuen Mädness handelt, welches nun in der Discographie einen Platz nach hinten schreitet und „Zuckerbrot & Peitsche“ weicht. Dieses lädt einen mit reduziertem Synthie-Beat und einem verbal äußerst Schlagfähigen Mädness gleich ein, auf weitere 16 Stücke zu bleiben. Oder auch nicht. Man will ja schließlich niemand zu seinem potenziellen Glück zwingen.

Den Titeltrack, der gleich den Beginn markiert, verdaut, gibt es Stücke auf die Ohren, die man wohl kaum treffender betiteln hätte können. „Querfeldein“ hält sich etwa, eben genau wie es der Titel verrät, mal so gar nicht an strenge Soundstrukturen und wechselt gerne auch mal den Beatteppich innerhalb des Tracks, während „Kein Kompromiss“ mit Olli Banjo keine Gefangenen nimmt. Und wenn wir schon bei den Features sind, nehmen die Gelegenheit gleich beim Schopf und würdigen die eloquenten Gastbeiträge von Morlockk Dilemma („Schöne Menschen“) und Kool Savas (auf dem drückend auf Böse getrimmten „Solche Rapper“).

Hier wird dann auch besonders deutlich, wieso man Mädness auf dem Schirm haben sollte, denn wer mit Savas, Dilemma und Banjo flowt und dabei so gar nicht wirkt wie die Konkurrenz von Usain Bolt auf 100m, der hat ordentlich was auf dem Kasten bzw. im Reim-Repertoire. Weshalb ganz besonders auf „Unterschätzt“ hingewiesen wird, für das der ideale Feature-Gast gewonnen werden konnte, PMA oder auch Patrick mit Absicht ausgeschrieben. Selbst das ungeschulte Gehör muss hier erkennen, dass da Großes hinterm Mikro geschieht.

Nur wenig dessen was Mädness auf „Zuckerbrot & Peitsche“ abliefert, möchte man ernsthaft kritisieren. Da wäre lediglich „Cool“, das mit „From Dusk Til Dawn“-Schnipsel zwar sauber wabbelt, auf Dauer, spätestens nach mehrmaligem Hören, jedoch auch anstrengt. Ähnlich „Schurz“, nur dass hier schon während des ersten Hörens Ermüdungserscheinungen aufzeigen, ganz einfach, weil man nach der wahren Lawine an Synthie-Stücken und Reimvariationen mal eine Pause brauch. Zumal man bei „Damals ist Vorbei“ oder „Hip Hop“ natürlich nicht nur teilnahmslos dasitzen, sondern zuhören möchte. Davon abgesehen geschieht hier auf Albumlänge jedoch allerhand Bemerkenswertes.

Fazit: Mädness ist anders. Er ist talentierter als die meisten Charaktere im Deutschrap, gar keine Frage. Dazu besitzt er einen für sich stehenden Sound, der sich nicht vom gängigen Klangbild abzeichnet und wird so zum waschechten „Unikat“. Jedoch muss man lediglich wohl dosieren, um nicht allzu schnell die Flinte ins Korn zu werfen. Mein Rat daher: Häppchenweise genießen. Dann hat man länger was davon und darf am Ende wieder mal eine der Lieblingsfragen rund ums Thema Deutschrap stellen – „Wer ist der Beste?“.

Mittwoch, 25. November 2009

Snaga & Pillath - II




Das kam überraschend! Da nahm ich in der jüngsten Vergangenheit kaum mehr was wahr von Snagz und Big Pillath und war dann umso erstaunter, als es plötzlich hieß, es kommt ein neues Album unter dem Titel „II“ an den Start. Als Besitzer des „Aus Liebe Zum Spiel“-Albums brauche ich nicht erwähnen, dass mich diese Nachricht erfreute. Sehr sogar. Denn zwar ist der große Hype um den Pott rum, auch Punchline-Dinger fühlen sich nicht mehr so frisch an, doch gerade deshalb fragt man sich natürlich, wie sich ein „II“ wohl so schlagen wird.

CD also eingelegt und zack, bekommt man schon die erste Backpfeife verpasst. Wieder zu sich kommend, stellt man fest, dass es sich nicht etwa um Muttis Gusspfanne handelte, die einen umhaute. Vielmehr war es der „S&P Shit“, der mit knallendem Beat und zwei unverändert pervers spittenden Punchline-Schwergewichten einschlägt wie nichts Gutes. Abriss-Sound wie ihn auch „Kill Kill Kill“ liefert, nur das hier noch etwas Ragga-Flavour mit eingebaut wird. Setzen dann die Reime ein, spürt man förmlich wie sich die Glückshormone mit dem Testosteron im Körper vermischt. Man feiert das alles, hört sich quasi in Rage, während die Organe der beiden antreiben wie der Militärtribun seine Armee.

So lässt sich natürlich kein vierzehn Stücke starkes Album durchhören, weshalb wieder zurückgeschaltet wird in Form von „Ruhrpott“. Klingt nach gewohnter S&P-Pott-Huldigung, klingt auch fast genau so. Fast, denn als Grundlage des Tracks diente gleichnamiges Stück von keinem geringerem als unserem Wolle-Peter, richtig – Wolfgang Petry. Nicht erschrecken lassen, klingt dufte und Scheuklappen standen einem ohnehin nie schlechter als anno 2009.

Kommen wir zu zwei Höhepunkten des Albums. Zum Einen wäre das „La La La“, das klingt, als hätten die Neptunes höchstpersönlich hinter den Reglern gestanden. Tatsächlich aber wars Juh-Dee, der damit die Grundlage für schamloses, arrogantes Gepöbel auf Topniveau lieferte. Zum anderen Pillath mit seinem Solostück „Sag Es Allen“, das sich heimlich, still und leise zum Repeat-Kandidaten mausert. Hier schlägt das Pendel klar in Richtig Pillath, wenngleich Snaga mit seinem Solo „Von Der Gosse Ins Glück“ ebenfalls Amtliches abliefert.

Wirklich neue Gründe zum Meckern bekommt man eigentlich nicht vorgesetzt. Klar, „Asozialen-Lifestyle II“ ohne sido ist natürlich schade, aber verschmerzbar, da die beiden das Fehlen des Maskenmannes gut kompensieren. Und bestimmen nach wie vor Punchlines die Show, was mit der Zeit auch weniger fesselt. Doch so kennt, liebt und wünscht man sich am Ende S&P auch. Wer dennoch nicht drauf klar kommt, der setze sich bitte mit „Hol Mich Raus“ auseinander, in dem zum Herrn da Oben gesprochen wird. Ernster Inhalt, bei dem man deutlich hören kann, dass Pillath und Snaga voll bei der Sache waren, als sie ihre Lines ins Mic rappten.

„Wohin führt uns unser Weg“ fragt das wortgewaltige Duo am Ende von „II“. Nun, mit Sicherheit lässt sich das nicht sagen, aber ich tippe stark darauf, dass es nicht zurück in die Gosse geht. Denn wie sie selbst richtig anmerken: „Keiner macht es so wie wir“. Und bei keinen Punchlines lacht man derart oft wie hier. Und überhaupt ist „Macho-Sound“ für Zwischendurch doch absolut großartig. Um ein letztes Mal zu zitieren: „So muss es sein“. Recht haben sie.

Dienstag, 24. November 2009

Warren G - The G Files




Was würde man nicht alles darum geben um André Young alias Dr. Dre zu seinem Familienumfeld zählen zu dürfen? Ein Wunsch, der naturgemäß lebenslang im Reich Utopia hausiert, für Warren Griffin III jedoch nichts weiter als die Realität darstellt. Als sei es noch nicht genug der Halbbruder des Rap-Doktors zu sein, brachte er selbst es unter dem Namen Warren G zu einigem Erfolg, konnte mit seinem eigenen Debüt „Regulate... G Funk Era“ nicht nur dreifach Platin einheimsen, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur G Funk-Bewegung abliefern. Zwar blieb dies bis dato sein größter Erfolg und angesichts der Entwicklung des Musikmarktes mag dies auch fürs Erste so bleiben, Musik machte bzw. macht der Mann aus dem Sonnenstaat jedoch fleißig weiter. Nach dem kaum beachteten „Long Beach Veteran“ vom letzten Jahr öffnet er nun „The G Files“, sein bereits siebtes Soloalbum.

Stellt sich die Frage was erwartet werden kann von einem Mann, der offenbar kaum mehr genug Relevanz besitzt, um sich selbst bei hartnäckigen Westküsten-Fanatikern über Wasser zu halten? Blickt man aufs Cover, darf man dann aber zumindest gleich mal ein paar bekannte Namen festhalten, die es als Feature auf das 15 Stücke umfassende Werk geschafft haben. Ausgeschrieben liest sich das dann wie folgt: Snoop Dogg, Travis Barker, Raekwon, Nate Dogg, RBX und Ray J. Gar nicht mal so übel, möchte man meinen, auch wenn ein Snoop Dogg beispielsweise sicher nicht die allergrößte Überraschung darstellt und auch RBX sowie Nate Dogg in ähnlichen musikalischen Gefilden überwintern.

Unspektakulär gestaltet sich dann auch der Hörverlauf. „West Is Back“ geht klar, ringt sich ein „gut“ ab und macht begrenzt Freude, „100 Miles And Runnin‘“ bringt gar echte Qualitäten mit (was nicht zuletzt am Chef Raekwon und Nate Dogg liegt), aber mitnehmen tut das einen nicht so richtig. Zumal sich zwischen den wenigen guten Stücken leider viel Material tummelt, das man mit gutem Willen noch als Füllmaterial bezeichnen würde, nicht jedoch als ernsthaften Kaufgrund. Ausnahmen gibt es, neben den beiden erwähnten Stücken, lediglich noch in Form von RBX, der stimmlich immer noch bissig auf „Suicide“ zu überzeugen weiß und Warren G höchstpersönlich. Ganz ohne namhaftes Feature begibt er sich mit „Hold On“ auf in sich gekehrte Pfade und schafft damit noch das letzte Glanzstück, eines ansonsten recht zahnlosen Albums.

Weder Fleisch noch Fisch, dümpeln die „G Files“ in der Masse der Durchschnittlichkeit umher und warten auf ihre große Stunde, die wahrscheinlich niemals schlagen wird. Schade, aber so wird das dieses Jahr wohl nichts mehr mit der Rückkehr auf die Radare der Rap-Fans. Vielleicht macht es der Halbbruder ja eines Tages besser, sofern „Detox“ jemals das Licht der Welt erblicken wird. Indes verpasst man hier zumindest nicht allzu viel.

Massiv - Der Ghettotraum In Handarbeit




Es gibt viele Meinungen über den Wahlberliner Massiv und dessen musikalische Ergüsse. Die einen lieben was er tut, die anderen lächeln müde über die grammatikalischen Fehler und schenken dem Muskelprotz keinerlei Beachtung. Ganz gleich welche Meinung man vertritt, Massiv hat es geschafft. Vom ersten Demo hin zum ersten (Indie-)Label und Deal beim Plattenriesen Sony BMG vergingen nur Wimpernschläge und auch in der öffentlichen Wahrnehmung gab und gibt es nur wenige ähnlich beachtete Künstler. Daran konnte auch das Verlassen von Sony Music hin zu Fight4Music wenig ändern. Im Gegenteil, groß angekündigt machte man sich Hoffnungen auf einen brauchbaren Release – inklusive einiger, eher personeller, Überraschungen.

„Der Ghettotraum in Handarbeit“ also, ein Titel, der für nicht wenige bereits zu viel des Guten sein dürfte. Hinzu kommt ein Cover, dass wohl selbst hartgesottenen Massiv-Freunden ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert. Sich hiervon nicht beeinflussen zu lassen und voreilige Schlüsse auf die hier enthaltene Musik zu ziehen, fällt nicht unbedingt einfach. Doch genug der Äußerlichkeiten, Zeit sich mit dem in kürzester Zeit entstandenem Album und den insgesamt 17 Tracks auseinander zu setzen.

Und schon beim einleitenden „Intro (Sony Rechtsabteilung)“ wird man positiv überrascht. Böse und von Hass geprägt gibt Massiv eine ansprechende Figur ab, schießt munter gegen seine einstige Major-Heimat und macht fürs Erste alles richtig. Im Anschluss folgt mit „Welcome To The Ghetto“ ein unschön betitelter Synthie-Brecher-Beat, der mit großkalibrigen Straßenraps bestückt wird. Das versprüht zwar nicht den Hauch von Weiterentwicklung, ist jedoch allemal willkommener als ein „MAS Techno“. Eine Rückkehr zu den Wurzeln stellt dann das Feature des einstigen Wegbereiters Basstard dar, mit dessen Hilfe „Eiszeit“ ordentlich pusht und nach Vorne geht, inklusive Seitenhieb an Oli.P.

Soweit ganz gut, kommt nun etwas Langeweile auf. Ob „Original Massiv“, „Gangster-Rap Tag Team“, „NaNaNaNa“ (Liedtitel des Jahres 09, irgendwer?) oder „Oberarme angespannt“, inhaltlich verpasst man hier wenig bis gar nichts. Da hilft dann auch ein Kollegah-Feature kaum weiter. Allenfalls den Instrumentalen kann man ein kleines Lob abgewinnen, wobei man Abaz‘ Produktionen besonders herausheben möchte. Das war es dann fürs Erste mit der alten Härte, nun folgt der softe Mittelteil des Albums, der zwischen Melancholie und Kitsch balanciert, aber dennoch für Abwechslung sorgt. Zumal mit sido auch namhafte Prominenz auf den Feature-Rängen vertreten ist.

Kaum der Rede wert sind dann noch Anspielstationen wie „Wir sind Fleischfresser“, welches die Serie der melancholischen Reime beendet und den durchgemischten Schlussteil einleitet. Dieser beherbergt ein Gastspiel von Senna, manchem bekannt durch die Popstars-Gruppe Monrose und „My Life“, ein Track, der richtig gut einfährt. Massiv darf sich hier ein weiteres Mal bei Abaz bedanken, der ein vom Pathos geschwängertes Instrumental schneiderte, das noch so große textliche Fehltritte vom Rapper vergessen lassen würde.

Letztlich wurde „Der Ghettotraum in Handarbeit“ ein durchschnittliches Album, das keine 180°-Wende im Stile des Massivs darstellt - eine leicht positive Tendenz möchte man dennoch ausmachen. Lediglich das Werben von „Blut gegen Blut 2“, das nächste bereits in Arbeit befindliche Album Massivs, im Innerteil des Albums hinterlässt einen faden Beigeschmack.
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Artikel ebenfalls auf RapSpot.de zu finden

Montag, 23. November 2009

Waxolutionists - We Paint Colors




Rap aus Österreich erfreut sich dieser Tage enormer Beliebtheit und bekommt mehr Aufmerksamkeit als man es sich vor einigen Monaten noch hätte wünschen können. Als wäre dies nicht schon erfreulich genug, profitieren vor allem die etablierten Namen des Landes davon und ernten auch außer Landes den verdienten Respekt. Nachdem Kamp etwa mittlerweile jedem halbwegs anwesendem Deutschrap-Teilnehmer etwas sagen dürfte, kommt nun das renommierte Wiener Produzenten/DJ-Trio, die Waxolutionists, mit „We paint colors“ erneut auf die Bühne. Bereits zum fünften Mal in Albumform und bestückt mit Features von allerlei illustren Namen, darunter Dave Ghetto, DJ Vadim, Hezekiah, Frank Nitty (Frank-N-Dank) und Blu.

Womit einem auch glatt das erste, noch zurückhaltend nüchtern gehaltene ‚schick‘ des Mundes entwischt, bevor DJ Buzz, DJ Zuzee und Bionic Kid den Startschuss freigeben. Ein obligatorisches Intro und schon gibt es mit „Flashlight“ das erste erwähnenswerte Stück des Albums, das entfernt an Nicolay erinnert, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Gar zum Verlieben präsentiert sich der Export aus L.A. Blu, mit dessen Hilfe „Steel Remains“ entstand, das sofort notiert wird und das Prädikat „sehr gut“ erhält. Und wer schon immer mal wissen wollte wie Norman Greenbaums „Spirit in the Sky“ in düster und verschroben klingt, dem sei „Bleak Prophecy“ ans Herz gelegt.

Unterstützung aus dem deutschen Lande gibt’s unter anderem von Blumentopf-Roger, der gemeinsam mit Eigenbrötler Flowin Immo und Manuva an „Showbiz“ mitwirkte. Herausragende Leistungen möchte man ebenso der Feature-Formation Mystic, Dave Ghetto und Hezekiah zusprechen, die gleich zwei Mal als Trio in der Gästeliste auftauchen und mit „Dance With Me“ ein tolles Stück Musik auf den Leib geschneidert bekommen haben, das entspannt und im selben Moment auf die Tanzfläche entführt. Alleine solch eine Form der Ungleichheit zu lesen, birgt schon etwas Einzigartiges, das Ganze dann aber auch zu erleben, lässt sich nur allzu schwer umschreiben.

Die Waxolutionists, kurz Waxos, knüpfen jedoch auch an Altbewährtes an. „Field Of Wonders“ mag da als Beispiel für eher gewohnten, bekannten Waxos-Sound herhalten oder aber die erneute Fortsetzung der „Freifach Musik“, das sich mehr und mehr zur festen Säule im Universum der drei Wiener mausert. Zwar wird das alles streng rational hörenden Mainstream-Ohren zu weit entfernt von bekannten Klängen sein, doch der Erfolg gibt den Waxos schlussendlich recht.

Sonntag, 22. November 2009

Mnemonic - Zeitlos




Die Zeit, des einen Freund des andern Leids. Man kann stundenlang darüber philosophieren, ganze Romane damit füllen (man denke nur an Francois Lelord und dessen Hector) oder ein Album aufnehmen, dessen zentrales Thema eben die Zeit darstellt. Für letztere Möglichkeit entschied sich der Mannheimer Mnemonic im Jahr 2006 und veröffentlichte über die Qualitätsschmiede Kopfhörer Records das dreizehn Stücke umfassende „Zeitlos“.

Nun lassen sich die Künstler, die noch Gewicht in ihre Worte legen, an einer Hand abzählen. Das war vor drei Jahren so und hat sich bis heute nur geringfügig verändert. Nach wie vor hat man es mit tiefgehenden Texten schwer, die Masse auf sich aufmerksam zu machen. Anerkennung bekommt man allenfalls noch von den wenigen echten Musikfreunden, die nicht selten selbst aktiv dabei sind. So auch bei Mnemonic, der seit Tag Eins auf die Unterstützung von zahlreichen bekannten Produzenten zählen kann. Auf „Zeitlos“ finden sich so Produktionen von unter anderem Brisk Fingaz, Shuko, CSP & DJ Crates.

Inhaltlich bekommt der Endverbraucher ernste, melancholische Texte, bei denen das Mitlesen durchaus nicht schadet – ein Glück, dass das Booklet Zeile für Zeile enthält und so genaue Studien über Thematik und Aussage der einzelnen Tracks erlaubt. Doch auch wer weniger Wert auf Lyrics gibt, findet Gefallen am Klangbild des Gesamten. Seien es die Hochglanzproduktionen erwähnter Beatbastler oder aber einfach die stimmgewaltigen Charaktere, die zu Worte kommen. Mnemonic selbst verfügt etwa über ein eindrucksvolles Organ und auch die Feature-Gäste, namentlich Donato, Lunafrow und Dek The Raw, haben einprägsame Stimmen.

Gesprochen wird über die ungewisse „Zukunft“, die „Schieflage“ in jedem selbst, das „Kommen & Gehen“, aber auch über den Künstler selbst erfährt man einiges, wenn „Wie ich bin“ erklingt. Dabei schwingt stets eine bedrückende Schwere mit, die den alltäglichen „Gegenwind“ nicht ausblendet, sondern berücksichtigt. Das macht Mnemonic nicht nur zu einem talentierten Schreiber von Reimen, der hörbar viel Liebe für Rap übrig hat, es macht ihn auch zu einem auf den Boden gebliebenem Rapper, mit dem gerne selbst einmal ein paar Worte wechseln würde. Und letztlich natürlich auch zu einem Künstler, dem man den ein oder anderen Erfolg wünscht. Deutschrap, der sich hören lassen kann.

Donnerstag, 19. November 2009

David Battle - Absolute Niceness




Nein, der hier erwähnte David Battle bedient sich keines Künstlernamens, um das gleich mal von Beginn an klar zu stellen. Aber ja, beim Stichwort ‚Battle‘ begrüßt man gerne auch diesen Herrn hier am Mic, dessen erklärte Leidenschaft der Battlerap-Zirkus ist, gewürzt mit einer Prise Representern. Gut, klingt jetzt nicht wirklich neu und unverbraucht, aber als eine Hälfte des Berliner Duos „Battle Rapp“ hat das vermeintlich einfache Rezept schon beachtlich gut funktioniert. Mit sido-Feature und hochkarätigen, schnellen Parts ausgestattet konnte deren "Epo$“ für die ein oder andere gern gehörte Überraschung sorgen. Seitdem sind bald 5 Jahre ins Land gestrichen und jeder weiß, dass sich in dieser Zeit, besonders im Musikbusiness, einiges ändert. Fragt sich also, wie sich das Soloalbum von Herrn Battle im Jahre 2009 so schlägt.

Beginnen wir bei David Battle selbst und dessen Fähigkeiten als Rapper, die durchaus nach der ersten Hörprobe auf Anhieb erkennbar sind. Rasant vorgetragene Reime im typischen Battle-Schema ohne große Fauxpas und eine Stimme, die weder nervt noch langweilt, sind dabei nur die offensichtlichsten Pluspunkte des Berliners. Man hat es hier mit einem geborenen Battle-Sympathisanten zutun, keine Frage. Kommen wir nun zum Kern der Sache, dem vorliegenden Album, welches „Absolute Niceness“ verspricht. Was genau darunter zu verstehen ist, ist dabei zwar selbstverständlich eine Sache des individuellen Geschmacks, aber da mit dem eingedeutschten Wörtchen „nice“ doch überaus positive Dinge in Verbindung gebracht werden, darf einiges erwartet werden. Umso trauriger scheint es dann nach dem ersten Hördurchlauf also, wenn man sich bewusst wird, dass die hier versammelten neunzehn Anspielpunkte weder vom Sitz reißen, noch zur tiefen Depression aufrufen. Hier präsentiert sich durchweg annehmbare Rap-Kost, die viele Konkurrenten hinter sich, aber auch noch eine gute Handvoll vor sich lässt.

Sicher, Stücke wie das durchaus gelungene „Großstadtdschungel“, welches mit zum Spitten einladenden Beat überzeugt oder das von hektischer Gitarre begleitete „Amore Gitane“ machen Spaß und lassen sich gut hören. Ebenso aber gibt es auch Tracks wie „Mic und Ich“, bei dem bis zum Schluss der überspringende Funke vermisst wird und „Alle Vöglein“, ein Track, bei dem gestritten werden darf, ob das als gut gemachte Partymucke taugt, oder doch unausstehlich in der Ecke liegen gelassen und erbarmungslos die Skip-Taste gedrückt wird. Negatives Aushängeschild ist dann aber doch noch das bittere „Vor Mitternacht“, das man sich so leider hätte getrost ersparen können, denn seien verzerrte Stimmen in der Post-Auto-Tune-Hochsaison nicht so schon schlimm genug, kommt einem bei auf deutsch vorgetragenen Verzerr-Reisen schlicht das blanke Grauen in die Gehörgänge. So möchte man Deutschrap nicht hören und schon gar nicht jemanden wie David Battle, der eigentlich weitaus mehr Qualitäten vorzuzeigen weiß und sich vielleicht auch öfters mal an ruhigere Themen machen sollte. „Ehrlich währt am Längsten“ ist nämlich dann noch einer der Anspielpunkte, die man sich das ein oder andere Mal geben kann.

In der Gesamtheit leider dennoch ein allenfalls durchschnittliches Album, welches man nicht wirklich gehört haben muss. Ob das nun daran liegt, dass wir eine 9 nach der 0 schreiben sei dahin gestellt, Fakt ist jedoch, dass die „absolute Niceness“ dann doch etwas auf sich warten lässt. Schade, aber vielleicht zündet dann der nächste Release wieder etwas mehr. Darüber freuen würden wir uns allemal.

Mittwoch, 18. November 2009

Fat Joe - J.O.S.E. 2




Und wieder eine Fortsetzung. Nachdem Raekwon vor gar nicht allzu langer Zeit seinen zweiten Teil von „Only Built For Cuban Linx“ an den Start brachte, zieht nun das Schwergewicht aus der Bronx nach. Acht Jahren nach dem ersten „Jealous Ones Still Envy“, kurz „J.O.S.E.“ und einen doch fragwürdigen Albumtitel („The Elephant In The Room“) später geht es in die zweite Runde. Dieses Mal mit an Bord: Zwölf Stücke, die mit Gastbeiträgen von Lil Wayne, Swiss Beatz, angesprochenem Raekwon, Lil Kim sowie den beiden Erfolgsgaranten Akon und T-Pain allerhand Namhaftes für die Hörer bereithalten.

Liest sich amtlich und wie ein Wer ist Wer der jüngeren Erfolgsgeschichte von Rap, markiert aber für die ohnehin schon voreingenommenen Gegner des beleibten Joes den ersten Kritikpunkt. Denn wirklich mutig, experimentierfreudig oder neuartig präsentiert sich das alles nicht. Viel mehr wirkt dies wie ein von vorne bis hinten durchkalkulierter Plan, möglichst große Erfolge zu erzielen. Riskant, bedenkt man, dass der Mann damit die bedeutsame Vergangenheit aufs Spiel setzt, die ihm nicht wenige noch anrechnen, aller Chartanvisierungen zum Trotz. Was aus Joey Crack geworden ist und was die Neider aus ihm gemacht haben, zeigt letztlich aber nur der aufmerksame Ausflug hinein ins Album.

Den Anfang beschreitet „Winding On Me“, ein von Ron Browz gezimmertes Stück Musik, das mit Feature von Lil Wayne auf Auto-Tune nicht nur einige Wochen zu spät kommt, sondern genau so klingt, wie es sich liest, nämlich etwas unspektakulär. Ein kleines Kompliment möchte man allenfalls Ron Browz machen, der ein angenehm bedrohliches Instrumental ins Spiel bringt, das war es dann aber auch schon. Aber jetzt genug gemeckert, weiter gehts und es wird, so viel sei schon mal verraten, besser, wenngleich der erste Eindruck leicht misslungen ist.

„Joey Don’t Do It“ macht da schon so manches besser, erinnert ein wenig an Nas‘ „Thieves Theme“ und weckt in weniger als Zweieinhalb Minuten wieder Hoffnungen auf weiteres brauchbares Material aus dem Hause Fat Joes. Zwar folgen nun drei Tracks, davon je einen mit Akon und einen mit T-Pain als Gast, die auf den ersten Blick für Missmut sorgen, aber alles in allem doch in Ordnung gehen. Sicher keine Ohrwurm-Gefahr wie einst mit Ashanti, aber innerhalb seiner selbst geschaffenen Möglichkeiten holt Herr Cartagena raus was geht. Kann man sich das ein oder andere Mal durchaus geben.

Nun wird es richtig hart für alteingesessene Freunde des Dicken. „Congratulations“ ist, sprechen wir es ruhig offen und ehrlich aus, Musik, wie man sie sich wohl nicht einmal für Lau von den Blogs dieser Welt beziehen würde und wenn sich „Porn Star“ Lil Kim ganz dem Auto-Tune hergibt, dann geht das weit über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus. Als wäre es Teil des Konzepts, geht das Kontrastprogramm munter weiter und zieht den Hörspaß mit „Ice Cream“ nach oben. Dabei werden vergleichsweise trockene, wesentlich ruffere Seiten angeschlagen (andernfalls häte sich Raekwon sicher nicht zu einem Gastspiel hinreißen lassen), bevor das Album mit den übrigen drei Tracks ein ordentliches Ende findet.

Was spricht die Bilanz am Ende des Tages also: zwei Totalausfälle, wenig Neues, viel Berechenbares, aber auch gut ein halbes Album voll mit Stücken, die den Qualitätsstandart aktueller Blogosphären-Tracks mitgehen können. Ob das einen nun anspricht oder kalt und regnungslos lässt, ist eine Frage des Geschmacks, erwartet hatte ich, man möchte es mir in diesem Moment vielleicht nicht glauben, Schlimmeres.

Dienstag, 17. November 2009

Blaze - Karma




Echte Musik aus Hessens Metropole gab es dieses Jahr dank des ersten Samplers ja bereits zu vermelden. Und auch die für umsonst herunterladbaren „138 Minuten vor Karma“ von Blaze kamen gut an und machten Lust auf mehr. Da ist es doch ausnahmsweise mal schön, dass die Zeit etwas schneller voranschreitet und wir mittlerweile wohl eher ein paar Minuten nach Karma haben denn vor, erschien jenes Album des Frankfurter Rappers doch bereits Ende September. Da gut Ding ja aber bekanntlich Weile haben will, folgt nun eine kleine Bestandsaufnahme der fünfzehn Stücke, die mit Features von unter anderem Manuellsen und C.J. Taylor von Rapsoul daher kommen.

Wie von Blaze‘ „Schocktherapie“ noch Bestens bekannt, startet auch „Karma“ mit reichlich Synthie-Untermalung und einem tollem Intro, dessen Hören Spaß macht. Den hat man dann auch wenn im direkten Anschluss erst einmal das RTL Wetterprogramm ertönt und das inhaltliche „Mein Deutschland“ einleitet, bei dem Blaze den Hörer durchweg konsequent bei der Stange hält. Ähnlich stark fährt auch das vom Pottweiler Manuellsen mitgestaltete „Neuanfang“ ein, das rein vom Text her sicherlich zu den herausstechenden Stücken des Albums zählt.

Nur mäßig freundet man sich dagegen mit „Ich geb gas“ und dem Titeltrack „Karma“ an. Erinnert erstgenanntes Stück vom Titel her (und glücklicherweise nur daher) an den Neue Welle-Hit von Markus, eint beide das selbe Elend: eine vollkommen unnötige, weil von verzerrter und an längst hinter sich gelassene Auto-Tune-Tage erinnernde Hook, die alle ansonsten recht ordentlichen Bemühungen Blaze‘ hemmen. Schade, da es Blaze in der Regel stets gelingt, auf der Schwelle zwischen gelungen und leicht peinlich zu balancieren.

Beweisstück A wäre „Du schaffst das!“ mit She-Raw, die zu gefallen weiß und B dann das mit C.J. Taylor aufgenommene „Du bist nicht allein“. Zwar bedienen beide mehr als offensichtlich ein recht ähnliches Thema, dass des aufmunternden, hoffnungsspendenden Tracks, welches noch dazu kaum mehr für Innovationshysterie. Aber ist mir persönlich das immer noch allemal lieber als ein verkorkster Ausritt in die experimentelle Szene. Selbiges gilt für den Track „Daddy“, der aber in keiner Discographie eines vatergewordenen Rappers fehlen darf, verständlicherweise.

Noch kurz zu den übrigen Features der Platte: Jonesmann liefert Gutes, wenn auch nicht Weltbewegendes ab, Haftbefehl mag auch dieses Mal (noch?) nicht zünden und R.A.F. wird es bei mir nicht mehr zum Reimebringer Nummer Eins schaffen. Blaze dagegen darf sich weiter Hoffnungen machen und festigt seinen Status innerhalb der deutschen Szene als eigener Charakter, der seinem Stil treu bleibt. In der Schule würde man „Karma“ ansiedeln zwischen „befriedigend“ und „gut“.

Donnerstag, 12. November 2009

Gris - Schwarzweiss in Farbe




Wer sich mit deutschem Rap auseinandersetzt, dem wird das Label Edit Entertainment mit ziemlicher Sicherheit ein Begriff sein, das mit erfrischend anders klingenden Künstlern auf entsprechend Trend-resistenten Beats für wohlwollende Akzente setzt. Neben Amewu aka Halbgott und dem hin und hergerissenem Chefket beherbergt das Label mit Gris einen Reimkünstler, der sich auch wirklich als solcher versteht. Rap als eine Form von Kunst wenn man so will. Klingt nach einer der zahlreichen Floskeln, die sich über jedes noch so langweilige Album übergießen und versuchen aus dem Dorfstotterer von Nebenan einen zweiten Kool Savas zu machen. Da es sich bei Gris jedoch beim besten Willen nicht um einen Neuling handelt und mit seinen bisherigen Veröffentlichungen einiges an Lob einheimsen konnte, wird jedoch ohne zu zögern hingehört.

„Schwarzweiss in Farbe“ also und schon der Titel des achtzehn Stücke umfassenden Albums lässt erahnen, dass die Themen Farbe und Malerei im Leben des Künstlers eine tragende Rolle spielen und sich auch im Namen wiederfinden (gris lässt sich aus dem Spanischen mit „grau“ übersetzen). Zeit also, auch die Mitmenschen mit ordentlich Farbe zu versorgen und so dem kalten, tristen Alltag etwas Positives entgegen zu setzen. Somit scheint der Zeitpunkt der Veröffentlichung gut gewählt, bietet der Blick nach Draußen dieser Tage kaum mehr als Nässe, gefühlte Minusgrade und allzu früh einsetzende Dunkelheit.

Los geht es also und wer gegen derart deprimierende Wetterverhältnisse ankämpfen will, der sollte natürlich gleich von vorne weg ordentlich Alarm machen. Dachte sich auch Gris und schusterte mit „G.R.I.S.“ gleich mal ein ordentliches Brett mit Bounce im Gesäß. Laune gehoben, Aufmerksamkeit des Hörers auf sich gezogen, jetzt folgt das Gegenprogramm in Form des ruhigeren „Tuschkasten“, welches dennoch zum Soundtrack gegen trübselige Stimmung gehört. Grimmig dreinblicken brauch von hier an eigentlich niemand mehr, höchsten die ganz harte Gangsterfraktion deiner Stadt, denen Gris einen „Opferboogie“ spendiert. Dass er damit auf intelligente Art und Weise selbige veräppelt, wird vielen dabei auf Ewig ein Geheimnis bleiben.

Alles gut bislang, die Welt sieht schon ein bisschen bunter aus, doch die Songliste ist noch lang und der Veranstalter des Spektakels legt nach mit klasse Beats („Dulcimer“) und netten Ideen, etwa auf „Danke“ mit Kommilitone und Labelkollege Chefket und „Schall und Rauch“, für das er Namedropping der anderen Sorte vom Stapel lässt. Gemeinsam mit Wakka werden Freundschaften wertgeschätzt („Ein Freund“) und das grandiose „Artcore“ ist ein toller Beweis für das Talent von Gris gelingt es ihm doch tatsächlich mit Worten Bilder zu zeichnen, eine Fähigkeit, zu der nun wahrlich nicht jeder x-beliebige Artist in der Lage ist.

Wer dies fertig bringt, der darf sich dann am Bonus Track noch einmal richtig austoben und ein Snippet zusammenbasteln, mit dem sich der Maler aus Leidenschaft fürs Erste verabschiedet und einen mehr als gelungenen Eindruck hinterlässt, womit er seinen Kollegen Amewu und Chefket mit Sicherheit in Sachen Qualität in nichts nachsteht. Musik um durch die kalte Jahreszeit zu kommen, mit einer fein dosierten Mischung aus Anspruch, Humor und Können.

Mittwoch, 11. November 2009

Freidenker - ...und dann kamen die Touristen




Herbert Grönemeyer und Deutschrap – mag im ersten Moment nicht so ganz zueinander passen, auch wenn mehr und mehr außergewöhnliche Features zustande kommen (prominentestes Beispiel wohl nach wie vor Bushido, der Karel Gott einlud), hat dann aber doch irgendwo gemeinsame Schnittpunkte. Wer nämlich einen Blick auf dessen „Grönland Records“ wirft, der wird mitunter feststellen, dass sich darauf einst mit den Freidenkern eine Deutschrap-Formation tummelte. Zwar ist dies inzwischen Vergangenheit, aber wenn man ihr Album „…und dann kamen die Touristen“ so vor sich liegen hat, fragt man sich natürlich schon, wie das ganze klingen muss, damit es jemandem wie Herrn Grönemeyer zusagt.

Vermutlich ist das ein Thema, das Heikouality, Gil und DJ Kaiser längst nicht mehr hören können und dennoch fällt es schwer, einen der gewichtigsten Namen deutscher Musikkultur einfach so aus der Biographie der Jungs auszublenden. Wer weiß, man kann sich durchaus auch vorstellen, dass dieser Umstand mitunter dafür sorgen wird, dass weit mehr Hörer von den Freidenkern Kenntnis nehmen werden, als es bei vielen der zahlreich vorhandenen Konkurrenten der Fall ist oder war. Aber gut, lassen wir die Musik für sich sprechen und kommen auf diese Thematik zum Ende hin noch einmal zurück.

Fünfzehn Stücke stark und größtenteils von Heikouality und DJ Kaiser produziert, startet das Album nach einem kurzem Intro mit einem ‚Back In The Day‘-Track, bei dem die Kangol ausgepackt bzw. die Beastie Boys-CD eingelegt wird, ohne den Blick auf die Jetztzeit aus den Augen zu verlieren („Neobarrique“). Einen Anfang, den man sich durchaus schlechter hätte vorstellen können und der Lust auf mehr macht. Doch schon im darauffolgenden Track „Weit weg“ wird der Hörer kurz geprüft, denn wenn anno 2009 verzerrte Stimmen auf die Bildfläche stürmen, denkt man unweigerlich an das etwas ausgelutschte Auto-Tune-Gefasel von deinem einstigen Lieblingsrapper. Hier jedoch nicht, zwar wird mit der Stimme gespielt, aber nur um damit einen gelungenen Refrain zu veredeln, der eingängiger wohl kaum sein könnte und in Verbindung mit dem schicken Beat und den hörenswerten Lyrics zu nicht weniger als einem Ohrwurm der übleren Sorte mutiert.

Weniger Ohrwurm, aber dafür mit schickem Streicher im Instrumental folgt „Geh auf Anfang“, bei dem man allenfalls den leicht durchschnittlichen Gesangsauftritt von Vinia ankreiden könnte, das aber nicht muss, da man dennoch ein schönes Stück Musik auf die Ohren bekommt, das gefällt. Richtig Freude kommt auch bei „Schmetterling“ auf, das die Liebe zum Thema hat und für das ein hier großartiger Michael Dalien gewonnen werden konnte, der mit seiner vom Soul getränkten Stimme ein dickes Ausrufezeichen setzt.

In der Folge wird noch „das verflixte siebte“ Jahr behandelt, an dem so manche Beziehung zu scheitern droht und immer wieder gerne diskutiert wird, in wie weit das alles Kopfsache ist. Es werden die Vorteile des Lebens in der Kleinstadt thematisiert („SOS“ mit einem Hauch Raggamuffin) und zu guter Letzt bastelt Heikouality mit Hilfe von Marc Cohns „Healing Hands“ ein unter die Haut gehendes Ende, das die Repeattaste die nächste zeit über fest für sich beansprucht.

So brauch man wahrlich kein Prophet mehr sein um herauszulesen, dass „…und dann kamen die Touristen“ ein überraschend starkes Werk wurde, das mit ehrlichen Texten aus dem Leben, die nicht selten um den Überbegriff ‚Liebe‘ kreisen, zeigt, dass Herbert Grönemeyer ein feines Ohr für gut gemachten Rap hat. Technisch anständig, musikalisch super und ein ernstgemeinter Tipp für Hörer, die gerne zuhören.

Dienstag, 10. November 2009

Blitz The Ambassador - Stereotype




Nach über 175 Reviews ist es zum ersten Mal so weit, auf Resurrection of Rap schlägt der Blitz ein. Doch nicht etwa der zuckende Vorreiter des Donners, sondern in diesem Falle der in Ghana geborene und in Brooklyn, New York, beheimatete Blitz The Ambassador, der dieser Tage mit „Stereotype“ den Markt für Sprechgesang bereichert. Auf 15 Stücken, die mit Features von J. Ivy, Kate Mattison, Rob Murat, Tarrey Torae und Rick Bartlett aufwarten können, spricht der Botschafter seine Reime direkt ins Ohr des Hörers. Ob es sich lohnt hinzuhören, werden die nächsten Absätze zeigen.

Was bereits mit dem ersten Track des Albums, „Prelude“, klar wird, ist die musikalische Vision, die Blitz offenbar anstrebt. Statt elektronischen Klängen, protzen schon die ersten gut eineinhalb Minuten mit allerlei instrumentaler Begleitung. Trompete, Bass und Saxofon hört man da heraus und eine einprägsame Stimme, die zum Hörer spricht und sich, wen wundert es, als die von Blitz selbst entpuppt. Was schon gut einstimmt, ist aber nicht viel mehr als erst der Anfang, so wird im direkt folgenden „Something To Believe“ auf äußerst lebendige Art und Weise eine ganze Band beschäftigt.

Zwar dürfte es mittlerweile kaum einen geben, der sich solch eine Kombination nicht vorstellen kann, gehört es doch mehr und mehr zum guten Ton, eine ganze Band zu beschäftigen und mit eben dieser aufzutreten. Wer aber dennoch etwas Handfestes benötigt um sich selbst eine Meinung über „Stereotype“ zu machen, der höre sich einmal das „Instrumentalude“ an. In den folgenden 100 Sekunden wird ein Paradebeispiel für den Sound des Albums abgegeben, dem lediglich die Stimme des Ambassadors fehlt. Also einfach das Gedankenkino einschalten und sich Rap-Parts auf lebendigen Beat-Teppichen ausmalen. Im besten Falle klingt das Ganze dann so wie auf dem äußerst gelungenem „Breathe“ mit Rob Murat und einem grandiosen Jonathan Powell an der Trompete, dem schlichtweg passenden „Ghetto Plantation“ oder aber dem aggressiv spittenden „Nothing To Lose“ mit Kate Mattison.

So oder so steht am Ende zumeist gelungene Musik, die kaum etwas verkehrt zu machen scheint. Womit wir zu einem Manko des Albums kommen, seiner Glätte. Die Tatsache, dass man hier nichts Unhörbares wiederfindet, ergibt unter Berücksichtigung der wenigen herausstechenden Songs ein Album, das man weder in die Tonne hauen möchte, noch den ganzen Abend hören möchte. Hinzu kommt der Live-Charakter der Tracks, die auf der Bühne sicher mitreißen werden wie nichts Gutes, im heimischen Wohnzimmer aber nach einiger Zeit doch etwas anstrengen, weshalb man „Stereotype“ vielleicht am Besten in Maßen zu sich führen sollte.

Wer dies berücksichtigt, hält so am Ende ein Album in den Händen, das sich nicht hinter Alben der Roots etwa verstecken braucht und mit jeder Menge Energie und lebhaftem Elan auf Tour seine ganzen Ambitionen ausspielt. Mehr als überdurchschnittlich also und den Weg zum Plattenladen wert.

Mittwoch, 4. November 2009

Colos - Independent




Es gibt Rapper, die scheren sich nicht großartig um Inhalt, sondern sehen Rap als Wettbewerb. Statt Geschichten und Inhalt gibt es rohe verbale Gewalt und im besten Falle noch technische Zungenakrobatik, das war es dann aber auch schon. Auf Dauer ist das natürlich nicht das Wahre, wenngleich kurzfristig unterhaltsam, und so gibt es auch Rapper, die ihr Talent dazu nutzen, um mehr Gewicht in ihre Texte zu legen, Geschichte zu erzählen. Das führte natürlich unlängst zu Diskussionen über den Anteil echter Erlebnisse und wie viel von dem Gesagten frei erfunden ist. Jemand, der in diesem Kontext keinen Kommentar abzugeben brauch ist Colos, welcher Ende Oktober sein mittlerweile drittes Album „Independent“ über Mellowvibes Records veröffentlichte.

Geboren im einstigen Jugoslawien und kosovo-albanischen Wurzeln im Blut, zog es den heute in Berlin wohnhaften Colos zunächst als Kriegsflüchtling aus der Heimat hin nach Deutschland, ehe er mit 21 wieder zurück in den Kosovo musste. Achtzehn Monate später folgte die erneute Einreise in Deutschland, ein für ein Jahr gewährter Asylantrag und im Anschluss der illegale Aufenthalt, der erst Ende 2007 ein Ende fand, bis er 9 Monate später ein weiteres Mal in Deutschland einreiste. Soweit das bis dato Wichtigste von der Person Colos. Was seinen musikalischen Werdegang betrifft, erschien sein erstes Album „Honigblut“ anno 2006, welches bereits einige Ambitionen erkennen ließ. 2007 folgte „Leben im Exil“, das eine konsequente Weiterentwicklung wiederspiegelte und zu Recht auf jede Menge Gegenliebe von Presse und Hörerschaft empfang.

Nun also mit „Independent“ Paukenschlag Nummer drei. Wie schon bei seinen Vorgängerwerken, setzt Colos nicht auf plattgetretene Gangster-Plattitüden, sondern legt wert auf Erzählungen. Und wer obigen Lebenslauf kurz überfliegt wird sich eingestehen, dass dieser Mann definitiv mehr zu sagen hat als der Durchschnittsrapper, der außerhalb seiner Heimatstadt noch nicht allzu viel gesehen und außer ein paar Alkoholexzessen nicht allzu viel erlebt hat. Das Ganze stets hörerfreundlich auf Brecher-Beats verpackt und mit einem guten Schuss realitätsnaher Straßenverbundenheit vermengt. Wieso auch groß an einer bereits bewährten Formel herumdoktern?

Stillstand bekommt man auf den 15 Tracks von „Independent“ aber keinesfalls zu hören. So präsentiert sich der gereifte Rapper mittlerweile derart sicher und versiert hinter dem Mikrofon, dass es eine wahre Freude ist, den Reimen zu lauschen. Bereits der Opener „Wie ein Königreich“ lässt kaum Wünsche offen und verfügt über einen ansprechend gezimmerten Beat von 7inch, welcher im Laufe der folgenden Anspielpunkte noch des Öfteren für satte Instrumentals sorgt. Daneben besorgte Woroc ein paar wohlige Brecher und Sneezy durfte einmal ran, für das Hammer & Zirkel-Feature „Keine Zeit für Faxen“.

Auch was die Features angeht, darf ein Lob ausgesprochen werden. Ob das von starken Drums begleitete, stimmige „Wo soll es hinführen“ mit dem Echten Musiker Jonesmann, das atmosphärisch dichte „Der Teufel will mich holen“ mit Jeyz und Criz oder die stimmgewaltigen Gastbeiträge von Emine Bahar, die insgesamt drei Mal in Erscheinung tritt, sie machen ihre Sache gut und liefern gute Parts ab, die Colos unterhaltsam durch die Tracks begleiten. Dass er es aber auch alleine kann, beweisen dann noch Stücke wie „Und es geht wieder los“, dessen leicht hektischer Beat stark an die beiden UK-Boys Oxide & Neutrino erinnert.

Ohne „Independent“ himmelhoch loben zu wollen, muss man dennoch sagen, dass es mit zu den besseren Veröffentlichungen des Jahres zählt und beide Daumen nach oben zeigen. Der erste Daumen gilt Colos und seiner sauberen Art und Weise anspruchsvolle Themen verständlich vorzutragen, der andere den hochklassigen Instrumentalen, die ihren Dienst mehr als achtbar leisten und entscheidenden Anteil am Endprodukt haben. Starke Vorstellung.

Dienstag, 3. November 2009

Die Arche & Mellowvibes präs. - Deutschlands Vergessene Kinder




Pünktlich zum bald erscheinendem zweiten Soundtrack des vielgelobten, gefeierten und ausgezeichneten (jüngst gab es für Mellowvibes Media erst wieder den „street award 2009“) „Deutschlands vergessene Kinder“-Projektes, präsentiert ‚Resurrection of Rap‘ noch einmal den ersten Soundtrack. Ganze 48 Stücke brachte es auf zwei CDs, darunter so renommierte Namen wie Xavier Naidoo, Kool Savas, F.R., Alpa Gun, Culcha Candela, Curse und Max Herre. Dazu ein sehr hübsches Booklet mit 8 ergreifenden Geschichte und hochwertig verpackt, bot und bietet es haufenweise hochkarätige Musik, mit deren Kauf man zugleich auch noch seinen Beitrag zu etwas Gutem beitragen kann. Denn jeder Künstler, der auf den beiden Silberlingen zu hören ist, spendet seine Einnahmen dem Arche Hip Hop Projekt. Spenden und im Gegenzug in den Genuss von vollgepackten CDs kommen – ein mehr als lohnenswerter Deal.

Nur natürlich, dass man alleine aufgrund dessen eine klare Kaufempfehlung aussprechen sollte an alle, die dieses wunderbare Paket nicht bereits im Schrank stehen haben. Doch den Blick auf die Musik möchten wir selbstverständlich dennoch werfen und einen groben Überblick dessen geben, was den Käufer erwartet. Bei einer derart enormen Anzahl von 48 Stücken muss man natürlich die Übersicht wahren, weshalb wir uns separat erst der ersten und anschließend der zweiten CD zuwenden. Kommen wir also gleich zu den ersten 24 Tracks, die mit Namen wie Jonesmann, Naidoo, Savas, Hammer & Zirkel und F.R. Großes erwarten lassen.

Den Anfang macht Colos, der mit dem Titeltrack „Deutschlands vergessene Kinder“ ein ordentliches Synthie-Brett nach vorne schickt, das mit Aussage veredelt wurde und schon sehr gut die vorgegebene Marschroute umsetzt. Eine mehr als gute Figur gibt auch der Braunschweiger F.R. ab, der mit „Kinder dieser Welt“ alles richtig macht und verdiente Komplimente einfährt. Der Remix von Kool Savas „Krank“ fährt sauber ein wie eh und je und wenn mit Kamila und Amun zwei bis dato unbekannte Namen die Bühne betreten und auf „Gib Ihnen Kraft“ gleich einen guten Eindruck hinterlassen, ist man sich schon sicher, mit „Deutschlands Vergessene Kinder“ in das Richtige investiert zu haben. Dabei gibt es noch beeindruckende weil nicht gerade gewohnte Tiefe von Deso Dogg, Luke & Duell und Hammer & Zirkel sowie einen blenden aufgelegten Herr von Grau, der mit „Mama“ auch ordentlich die im Rap gängigen Klischees auf die Schippe nimmt. Indes streiten sich „Egal“ von Pan & Artist und „Wir sind D.V.K.“ von Woroc, Jasha und El-Mo um die Krone des besten Beats.

Auf der zweiten CD eröffnet Chefket, der vor kurzem auch mit „Einerseits Andererseits“ sein erstes Soloalbum auf den Markt warf, die Sause. „Der blinde Gärtner“ macht dabei klar, wieso man den Namen in Zukunft besser auf der Rechnung haben sollte. Auf selbiger Rechnung sollte ein Franky Kubrick oder Alpa Gun unlängst stehen und vielleicht ja auch Danny Fresh, der nach seiner abgeschlossenen Album-Trilogie und dem hier vertretenen „Glaub nicht Du bist allein“ ein paar aussagekräftige Bewerbungsanträge stellt. „Goldene Zeiten“ versprechen dann noch zwei der größten Namen Deutschraps, Curse und Max Herre während B-Lash mit „War Games (Blutige Töne)“ ordentlich rumst. Besonderes Lob möchte man noch Emine Bahar zusprechen, die nicht nur einen eigenen Track namens „Gott“ zum Besten gibt, sondern mit ihrem Stimmorgan noch für zahlreiche Features-Auftritte zur Verfügung stand und damit nicht selten den Tracks das gewisse Etwas verleiht.

Zwar gibt es bei fast fünfzig Tracks auch Stücke, die nicht oder nur teilweise gut ins Ohr gehen, allem voran der stimmlich zwar zu jeder Zeit beeindruckende, hier aber leider doch arg behäbig auffallende weil abgehackt rappende Dissput. Doch fällt so etwas bei derart vielen gelungenen Stücken nun mal so gar nicht ins Gewicht, weshalb das Pendel klar für einen Kauf der Doppel-CD spricht. Also nichts wie los und sich mit „Deutschlands Vergessene Kinder“ schon einmal einstimmen auf die baldige Fortsetzung.

Sonntag, 1. November 2009

Reviews in der Warteschleife: Fat Joe, Gris, Mädness, Warren G,...

Ein armer Oktober ist dieses Wochenende zu Ende gegangen. Arm deshalb, da es nur sehr wenig Material gab, welches 'Resurrection of Rap' zur Verfügung gestellt wurde. Die Folge waren spärliche Reviews. Doch nun ist der November eingebrochen und der verspricht für den Anfang schon einmal Besserung. So stehen bereits folgende Alben in der Warteschleife und warten auf Besprechungen in den nächsten Tagen und Wochen, watch out:

Blaze - Karma
Blitz The Ambassador - Stereotype
Colos - Independent
Deutschlands Vergessene Kinder Sampler I
Fat Joe - J.O.S.E. 2
Freidenker - ...und dann kamen die Touristen
Gris - Schwarzweiss in Farbe
Mädness - Zuckerbrot & Peitsche
Warren G - The G Files
Waxolutionists - We paint colors