Die Musikindustrie, eine der größten Industriespielplätze auf dem Unterhaltungssegment und Dreh- und Angelpunkt etlicher Seiten im Internet, so auch 'Resurrection of Rap'. Eine Industrie, in der es um riesige Geldsummen geht und der es lange Zeit blendend ging. Doch dann kam der Abbruch, die Absätze brachen ein und alles fing an zu bröckeln, das Konzept vom Künstler, der aufgebaut und groß gemacht wird, um ihm eine glorreiche Karriere zu bescheren, sackte in sich zusammen. Stattdessen fing man an Künstler zu pushen, sie ins Rampenlicht zu bringen mit ein, zwei Songs für die Masse und sie nach dem kurz bescherten Geldregen wieder fallen zu lassen.
Grund für diesen Einbruch in der Musikindustrie ist dabei mitunter weder die mangelhafte wirtschaftliche Lage der potenziellen Käufer, noch ließ und lässt sich alles auf das illegale Herunterladen schieben. Vielmehr sind es die Labels selbst, die sich selbst getrost ins Abseits manövrierten und dies noch immer tun. Sie bekamen den Rachen nicht voll, Geld war gut und schön, doch mehr Geld war besser und schöner. Die Musik litt hörbar, der Käufer ließ sich nicht lumpen und hinterfragte, ob ein Kaufpreis von 15 Euro gerechtfertigt ist, wenn am Ende selten mehr als eine erdrückende Majorität von halbgaren Stücken blieb. Man hatte es sich bei der Kundschaft verscherzt, nicht gänzlich, aber mit Sicherheit ist dies noch heute der Grund für viele, weshalb sie statt CDs lieber zur illegalen Alternative, dem Herunterladen, greifen.
Es folgte der falsche Umgang mit den Medien. Hier möchte ich aus erster Hand Eindrücke mit einbringen, da ich vor nicht allzu langer Zeit selbst erst zum Großgebiet Medien zugehörig wurde und begonnen hatte, den Kontakt zu Labels zu suchen. Als unentgeltlich voranschreitender Redakteur, der aus Liebe zur Sache ans Werke geht, ging ich davon aus, dass man mich mit offenen Armen empfangen würde und gerne bereit wäre, mich mit Rezensionsmaterial zu versorgen. Schließlich gibt es kaum günstigere Werbung, als das zur Verfügung stellen eines einzelnen Exemplars, um damit die Aufmerksamkeit von tausenden von Menschen zu gewinnen.
Unterm Strich, Ausnahmen ausgeschlossen, läuft es jedoch meist so ab, dass sich Labels zu schade sind, um auf Anfragen dieser Art zu reagieren oder nicht einmal ein Exemplar zur Rezension zur Verfügung stellen, stattdessen auf Streams und Download-Links setzen. Für den detailverliebten, der gerne auch einen Blick auf Cover und Artwork wirft und den nostalgischen Rezensenten, der sich nicht damit abfinden mag, dass die Musik mehr und mehr nur noch virtuell existiert, ist das eine Klatsche ins Gesicht. Kommt dann auch noch offen die Unterstellung zu Tage, man sei nur daran interessiert, umsonst CDs ab zugreifen, platzt selbst dem kühlsten Redakteur schon mal der Kragen.
Man investiert viel Zeit, Freizeit wohlgemerkt, darin, Labels und Künstler anzuschreiben. Man nimmt sich die Zeit und nimmt sich den Veröffentlichungen genau an, versucht einen groben Eindruck davon in schriftlicher Form festzuhalten und weiter zu vermittelt. Verbringt mitunter Stunden damit, bei den zahlreichen Labels anzuklopfen und um Rezensionsexemplare zu bitten. Erhält weder einen Verdienst noch sonstigen Dank, abgesehen von dem ein oder anderen Leser, der mit seinem Kompliment die Arbeit würdigt. Und bietet Labels einen Dienst an, der in erster Linie vor allem Ihnen selbst zugute kommt und wird abgestempelt als Schmarotzer. Das stinkt. Und zwar gewaltig.
Nun wird jeder wissen, dass es nicht ausschließlich darauf ankommt was man sagt, sondern wie man es sagt. Und auch hier beweisen Labels, zum Teil auch die kleinen Labels, die sich eigentlich ganz besonders über jegliche Unterstützung freuen müssten, grandioses Feingefühl und glänzen durch lyrische Unverschämtheiten aller erster Güte. Gepaart mit einer nicht zu unterschätzenden Arroganz bekommt der Rezensent quasi die ideelle Krone aus Pappkarton aufgesetzt, die leicht penetrant nach Urin und dergleichen stinkt. Da weiß selbst der sich aktiv für die Musikindustrie einsetzende Rezensent gleich wo er bei Labels steht.
Zu guter Letzt darf dann noch gesagt werden, dass auch etliche Künstler jegliches Fingerspitzengefühl und jede Form von Takt verloren haben. Auch hier sieht man sich nicht selten einer Übermacht an Egoismus und Arroganz vor, die gestraft gehört. Gestraft in Form von Nichtbeachtung als Weg zurück zur Wertschätzung. Und das sage ich als Verfechter der Industrie, der weiter CDs im Laden stehen sehen möchte, der die Menschen zum Kauf animieren möchte. Tut mir Leid, aber wer so mit seinen Liebsten umgeht, der geht ausgesetzt in der Wildnis. Alleingelassen von jedweder Hilfe, zurück auf dem Boden der Tatsache.
Das ist mein Resümee nach etwas über einem Jahr als Rezensent. Ja, hier spricht natürlich auch die innere Wut eines persönlich Betroffenen. Aber dennoch wird die Frage erlaubt sein, ob Labels selbst mittlerweile nicht mehr genug an Ihre Veröffentlichungen glauben, wenn sie nicht mal mehr bereit sind ein Exemplar zugunsten X möglicher, daraus resultierender Käufe bereitzustellen. Das ist Dekadenz, wie man sie an dieser Stelle wohl nicht erwartet. Und so lange wie dieses Verhalten anhält (man darf wohl davon ausgehen, dass ein Ende auch in einigen Jahren nicht in Sicht sein wird), gehören Künstler, die sich bei Interviews unfreundlich, hochnäsig und wortkarg geben, sowie beschriebenes Verhalten seitens der Labels gestraft. Selbst schuld.
Bestens,
Jai
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Mir ist sehr wohl bewusst, dass es auch positive Beispiele gibt, sowohl auf Seiten der Künstler als auch Labels. Da sich jedoch insbesondere in der jüngeren Vergangenheit derartige Fälle mehrten, gilt dies den zahlreichen schwarzen Schafen. Weder glaube ich dadurch etwas Wesentliches zu Erreichen, noch wird jeder meiner Meinung sein. Die Gelegenheit, meinen Gedanken und der aufgestauten Wut freien Lauf zu lassen, wollte ich mir dennoch nicht entgehen lassen.
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