Sonntag, 6. Dezember 2009

Sleep - Christopher




Es gibt Alben, die sind von außerordentlicher Güte und werden von manch eingeschworener Gemeinde geradezu frenetisch gefeiert – auch Jahre nach Release. Und obwohl im Prinzip alles für solche Werke spricht, kennen nur die Wenigsten jene Künstler und Langspieler. Schuld daran ist wahlweise der übersättigte und kaum mehr überschaubare Markt, vor allem im Bereich Rap, wo jeden Tag dutzende neue Nachwuchsrapper das Mikrofon für sich entdecken. Oder aber einfach nur der Trotz der Masse, der wenig übrig hat für Musik abseits der gängigen Normen und (vermeintlichen) Erfolgsformeln. In jedem Falle zählt „Christopher“ des Rappers Sleep zu erwähnten Alben und bekommt einige Jahre nach Erstrelease zwei zusätzliche Tracks spendiert, während alle Unwissenden erneut die Gelegenheit bekommen, sich Sleep näher zu führen.

2009 gab es dabei bereits eine Veröffentlichung Sleeps zu besprechen, nämlich dessen aktuelles Werk „Hesitation Wounds“. Hier nun der Vorgänger, auf welchem der kleine Junge noch, im Gegensatz zum Nachfolger, noch fasziniert gen Ferne blicken kann. Umgeben von einer Landschaft, die es würdig wäre umrahmt und an die Wand gehängt zu werden. Dass es letzten Endes um die Musik geht, kann man dabei gerne mal einen Augenblick vergessen, doch nur, um sogleich dann voll einzusteigen in die auf 18 Tracks aufgebohrte Neu-Veröffentlichung.

Wie die Ursprungsversion bildet auch hier ein hektisch reimender Sleep den Anfang und es fällt schwer seinem beachtlichen Tempo zu folgen. Man stelle sich nur einmal vor, was die menschliche Zunge in solch einem Moment an Arbeit verrichten muss. Nicht weniger langsam wird es auf „Say Goodbye“, einem wunderbaren Track, der gemeinsam mit Zelly Rock eingespielt wurde und auch nach dem x-ten hören nichts von seinem Glanz einbüßt. Zeitlos wäre vielleicht (noch) übertrieben, äußerst haltbar aber allemal.

Das es auch (etwas) weniger rasant geht, beweist Sleep auf „So Tired“, welches mit entspannt gehaltenem Instrumental aufwartet. Selbstsicher, eloquent und mit einem Hauch von natürlicher Arroganz präsentiert sich auf „Can’t Be Touched“ dann Abstract Rude, der einen astreinen Part zum Besten gibt, der Sleep in nichts nachsteht. Weitere Gäste sind Josh Martinez, mit dem Sleep gewohnt gut harmoniert auf „Guys Like Me“ und Masta Ace mit welchem „The Heat“ aufgenommen wurde und das mit seinem Beat, der ständige verbale Gefahr ausstrahlt, bei der Stange hält.

Auch die beiden Bonus-Songs sollten kurz erwähnt werden - „Bring It To Life“ und „Sticks & Stones“. Beide eint, das sie sich erstaunlich bequem ins Klangbild des Albums einbringen, so dass man im ersten Moment gar nicht glauben mag, dass diese erst im Nachhinein hinzu gekommen sind. Ob diese beiden Stücke dennoch Grund genug sind für Besitzer der regulären „Christopher“ noch einmal in die Geldbörse zu greifen, wage ich aber dennoch zu bezweifeln. Für diejenigen, die Sleep jedoch erst jetzt für sich entdecken eine großartige Gelegenheit.

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