Mittwoch, 14. Januar 2009

Chaoze One - Fame



Deutscher Rap mit Kopf und Sinn, inhaltlich ansprechend und gleichzeitig handwerklich einwandfrei umgesetzt, so was ist mittlerweile Mangelware geworden. Stattdessen wird der Markt förmlich überflutet mit ehemaligen Kriminellen, die sich nun als Rapper versuchen – meist mehr schlecht als recht. Chaoze One macht es da besser und das nicht nur, weil er auf einen Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen verzichten kann.

Der in Mannheim lebende Chaoze One ist dabei alles andere als ein Newcomer und ist schon einige Jahre als Rapper aktiv, was man glücklicherweise deutlich merkt, wenn man sich seine, gerne mal politischen, Lieder anhört. Kein einziges hilfloses Stottern ist auf den insgesamt 18 Liedern des Albums zu hören. Stattdessen gekonnt sicher vorgetragene Parts, die nichts missen lassen.

Auch die musikalische Untermalung kann sich sehen lassen, für die sich ebenfalls Chaoze One selbst verantwortlich zeichnet. Egal ob satt wummernd, oder entspannt ruhig, stets geht alles gut ins Ohr. Dennoch finden sich vor allem im Detail viele nette Ideen, die jeden Beat speziell und auf seine Art außergewöhnlich macht.

Auf jeden Track des Albums einzeln einzugehen wäre wahrscheinlich viel zu viel des Guten, daher nur ein grober Überblick über ein paar der vielen Perlen, die sich auf „Fame“ (übrigens ist hier nicht das englische Wort gemeint, sondern das italienische Wort für Hunger) verstecken. Das starke „Nicht wie ihr“, das den Anfang macht und gleich klarstellt, dass sich hier jemand nicht in die gängige Schublade stecken lässt („Im Gegensatz zu euch mag ich kein Rot- und kein Blaulicht“). „Lass Uns“ mit dem Schweizer Rapper Greis, welches mit einem gut schaukelnden Beat nicht nur geradeswegs ins Ohr schießt, sondern wahrscheinlich auch auf die meisten MP3-Player. Oder das politisch getränkte „Edelweispiraten sind treu“ mit Lotta C, das einen geradewegs zurückbringt in die dunkle Vergangenheit Deutschlands – gewagtes Thema, jedoch grandios umgesetzt.

Gastbeiträge gibt es von Albino, der bereits erwähnten Lotta C, 12 Finger Dan und einigen mehr. Auch der längst verstorbene Lyriker Erich Fried taucht auf der Featureliste (und im Artwork) auf und trägt mit seinem Gedicht „Fall ins Wort“ seinen Teil zu diesem wunderbaren Stück Rap-Musik bei. Unbedingt empfehlenswert.

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