Dienstag, 14. Juli 2009

Speech Debelle - Speech Therapy



England ist seit jeher die Heimat vieler großer, klangvoller Namen, die es im Musikbusiness zu etwas brachten. Ganz besonders seien hierbei die weiblichen Charaktere der letzten Jahre erwähnt, darunter Lily Allen, Amy Winehouse und Lady Sovereign, auch wenn letztgenannte inzwischen kaum mehr etwas zu melden hat. Wenn nun eine aus dem südlichen London kommende Rapperin die Bühne betritt und als erste Frau das Big Dada-Label bereichert, dann gilt es genau hinzuhören, ob hier nicht bereits neue Potenzial darauf wartet, durch die Decke zu gehen.

Schon der Titel ihres Debütalbums macht dabei klar, wohin die Reise geht, denn „Speech Therapy“, oder auch Sprachtherapie im Deutschen, lebt im Allgemeinen davon, sich selbst freizusprechen, durch das Erzählen die Selbstheilung herbeizuführen. Ein viel sagender Titel für ein Erstlingswerk, der dennoch nicht übertreibt, sondern die Sache in aller Kürze auf den Punkt bringt.

Mag Speech Debelle mit ihren 25 Jahren auch noch nicht recht alt sein und eine mehr jugendliche denn reife Stimme haben, was sie in ihren Texten ausdrückt passt so gar nicht in das Muster, das man erwartet. Vorgetragen im freien, englischen Stile, fernab amerikanischer Flow-Vorgaben, gibt es über 13 Songs hinweg Soziologie-Unterricht über das Londoner Leben, Dramatisches, Hoffnungsvolles, aber vor allem eben stets eine ordentliche Portion Persönliches

Als musikalisches Beiwerk dienen hübsch arrangierte Instrumentale, für die gerne auch Live-Musiker ins Studio geholt wurden, um dem Ganzen einen wohlklingenden, organischen Sound zu verleihen, der Speech Debelle durchweg passend begleitet. Etwa auf dem gelösten, gar komischen „Spinnin’“, für das Trompeten, Streicher und eingespielte Drums ins Boot geholt wurden, die ganze Arbeit verrichten. Doch auch für eher bedrückte, melancholische Stücke eignet sich der Sound, was andere Stücke eindrucksvoll beweisen.

„Better Days“ mit Micachu ist so sein Fall, „Go Then, Bye“ ebenso mit gefühlvollen Streichereinlagen, die das durch übertriebenen Synthesizer-Einsatz in Mitleidenschaft gezogenen Gehör verwöhnen. Und dann wäre da natürlich noch „Daddy’s Little Girl“ zu nennen, das vom abwesenden Vater handelt und persönliche Eindrücke von Debelle mit dezenter Instrumentalisierung verbindet.

Ganz große Kunst ist auch „Wheels In Motion“, bei dem ein detaillierter Blick auf das Londoner Leben (und darüber hinaus) geworfen wird und für das Roots Manuva den Refrain hörbar entspannt trällerte. Stress wird auf „Finish The Album“ behandelt und im dreizehnten und letzten, dem Titeltrack, „Speech Therapy“ findet das Album einen geschmackvollen Abgang und lässt auf weitere musikalische Großtaten selbiger Art hoffen. Überaus gediegen und durchaus wertvoll bzw. um Speech Debelle das letzte Wort zu lassen: „This is my speech therapy this ain’t rap“.

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