Dienstag, 14. Juli 2009

Blumio - Yellow Album




Spaß-Rap – eine nicht übermäßig sympathische Titulierung für Sprechgesang, der im Grunde nichts anderes macht, als sich dem überstrapazierten, verbalen Gewaltorgien abwendet und sich den schöneren, positiven Dingen im Leben widmet. Auf Deutsch darf man die Fantastischen Vier gerne mal als Pioniere dessen nennen, doch auch wenn Spaß eine der Ur-Formeln von Rap war und dieser freundliche Entwurf somit näher an den Wurzeln sitzt als die nächste Ghetto-Episode, akzeptieren diesen längst nicht alle Rap-Hörer. Blumio stört das reichlich wenig und präsentierte jüngst sein „Yellow Album“.

Ob dieses ähnlich große Wellen schlagen wird wie das weiße oder schwarze Album von den Beatles bzw. Jay-Z darf zwar zu Recht bezweifelt werden, jede Menge frischen Wind darf man dennoch erwarten. Denn wer Blumio kennt, der weiß, dass es hier jemand versteht wie kaum ein anderer deutschsprachiger Rapper, mit humoristischen, augenzwinkernden Inhalten zu unterhalten. Man denke nur an „Meine Lieblingsrapper“, Blumios wohl bekanntestes Werk bis dato, bei dem er allerlei namhafte Rapper mehr als achtbar bis geradezu eins zu eins imitiert.

Gemäß dessen dominieren auch auf dem gelben Album positive Inhalte, die in einer Art und Weise umgesetzt werden, dass man Lacher kaum zurückhalten kann oder möchte. Das niedliche „Ich mag dich irgendwie“, bei dem Blumio auf kindlich unbekümmerte Art die Anfänge des Liebeslebens thematisiert, sei hierbei noch als einer der „normaleren“ Stücke erwähnt. Ungeliebte, nervige Gesprächspartner und –Themen werden dagegen gleich kurzerhand durch ein urplötzliches „Lass mal über Haie reden“ ruhig gestellt und als Liebhaber der weiblichen Formen darf dann natürlich auch nicht die Hymne an den Busen fehlen, hier schlicht aber treffend „Das Busenlied“ betitelt. Der Freude nicht genug, wird auch dem bösen Nazi offen und ohne Hintergedanken die Hand gereicht, schließlich glaubt Blumio fest an den (positiven) Wandel, auch beim Menschen.

„Vom Kind zum Mann“ ist die, dank psychiatrischer Hilfe geglückte, Reise zurück ins Vergangene, bei dem Blumio auf sich selbst trifft und wo in der Regel alles gut geht und der Patient nach getaner Sitzung ins richtige Leben zurückgeholt wird, landet Blumio irgendwo in der Zukunft und berichtet vom nicht gerade angenehmen sozialen Zustand, was „Zukunftsangst!“ in ihm auslöst. Man könnte im Grunde auf jeden Track eingehen, zum Beispiel wäre da noch „Udo Nirgens“, bei dem Blumio die erste Reihe einnimmt und die Aussage eines nicht näher genannten Musiker-Kollegen („Rap ist keine Musik“) mit jeder Menge Eifer und Feuer relativiert. Für dich, für deine Freunde, wohl auch für sich, ganz besonders aber für Rap.

Für den musikalischen Feinschliff sorgte kein anderer als Don Tone, der auch schon in der Vergangenheit bewies, dass er ein Händchen für Beats hat, die sich den aberwitzigen Textpassagen anpassen. So könnten die Instrumentale auf dem „Yellow Album“ kaum passender, kaum abwechslungsreicher sein und lassen bei bestem Willen keinen Grund zur Beanstandung.

Nun wird es sicher nicht wenige Fackelträger geben, die meinen, sie müssen Blumio und dessen Musikentwurf verteufeln, niedermachen und aufgrund seiner etwas anderen Herangehensweise an Rap zum Boykott aufrufen, doch genaues Hinhören führt hier zum Ziel. Denn wie schon bei Kino-Hit „Wall-E“, der neben offensichtlich kinderfreundlichem Auftreten zahlreiche kritische Aussagen an den Zuschauer weitergibt, lassen sich auch in Blumios Texten nicht selten ernst gemeinte Kritiken herauslesen bzw. hören. Da hierfür jedoch ein offenes Herangehen an das Album von Nöten ist, sollte man sich nicht vorschnell von den Songtiteln blenden lassen.

Ein urkomisches, von feiner und versteckter Kritik getragenes, Album, das mit 20 Tracks, darunter zwei Skits beim Psychiater, nicht gerade kurz ausgefallen ist, aber einem dank der grandiosen Unterhaltung von Blumio so kurz vorkommt, dass man es sich wieder und wieder anhören möchte. Daher: locker machen, das Lachen wieder in die Mimik aufnehmen und herzhaft grinsen wenn die Kuh Muh macht.

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