Wer sich auf „Chaos“ einlässt, der hat keine Vorurteile und lässt sich nicht so einfach von etwas abschrecken. Das erschreckend nüchterne wie kreativlose Cover, frei von künstlerischer Liebe. Der darauf abgebildete Interpret, der auf den ersten Blick ein wenig an eine weiterentwickelte Version eines Pop-Rap-Bubis a la Ochsenknecht erinnert und mit Derbst One auch noch einen reichlich – man möge es mir verzeihen – bescheuerten Künstlernamen gewählt hat. Der durchweg billige Eindruck der CD, wenn man sie denn in den Händen hält. Viel spricht gegen ein Hören, doch bei all dem Gemecker sollte man die Augen nicht völlig verschließen. Zum einen, da das Ganze auf Ruhrpott Illegal-Label erscheint, das mit Snaga & Pillath sowie Fard schon das ein oder andere taugliche Album veröffentlicht hat. Zum anderen hat „Chaos“ selbst bei genauerem Hinhören durchaus ein paar Momente, die ein zumindest kurzes Reinhören rechtfertigen können.
Stimmlich zwar eher im weniger einprägsamen Sektor zu Hause, weiß Derbst One nämlich durchaus, wie man Reime aneinander reiht und daraus einen gut hörbaren Song macht. Möge es ihm auch noch an der nötigen Abgeklärtheit und Erfahrung fehlen, sein „Angriff“ zeigt zumindest Potential und ringt dem Hörer schon heute ein gut gemeintes ‚OK‘ ab. Nicht minderwertiger auch die Zusammenarbeit mit Joka, der mit leiser Kritik versehene Track „Sache der Betrachtung“ oder der noch etwas halbgare, aber gut gemeinte Storyteller-Versuch „Zaid“. „Ruhrpott Inferno“ mit Fard fällt dagegen eher unscheinbar aus, markiert hier gar das Ende vom zwölfteiligen „Chaos“. Soll man das hier zu hörende nun also lieben oder hassen? Weder noch, müsste die Antwort lauten. Man sollte es nehmen als das was es ist, ein erster Versuch, der in die richtige Richtung geht und hoffen lässt.