Mittwoch, 18. Februar 2009

Die EP

Die Geschichte der EP ist lang, aber mir geht es nicht darum, über die Entstehung des Formates zu schreiben. Vielmehr möchte ich die EP als Format würdigen. Vor allem deshalb, weil mir in letzter Zeit einige EPs in die Hände gekommen sind und ich mir dabei ein paar Gedanken darüber machte. Aber für die, die keine genaue Vorstellung davon haben, was sich hinter einer EP verbirgt hier eine kleine, auf das Nötigste reduzierte, Beschreibung:

Eine EP ist im Grunde genommen ein Mittelweg zwischen einer Single und einem Album. Soll heißen, dass zu viele Lieder enthalten sind, um das Produkt als Single zu verkaufen, aber zu wenige, um es als richtiges Album durchgehen zu lassen. Wobei es keinen offiziellen Standard gibt, wie viele Stücke eine EP mini- bzw. maximal enthalten muss, um als EP durchzugehen.

Nun zum eigentlichen Thema. Was ist toll an der EP und was nicht? Also ich persönlich finde EPs richtig toll. Auf einer EP kann man sich als Künstler so richtig schön austoben und dem Hörer in vergleichsweise kurzer Zeit einen relativ großen Einblick in die eigene Stilrichtung präsentieren. Auf Deutsch: kurz die EP gehört und man weiß in etwa Bescheid in welche Richtung die Musik des Künstlers geht. Bei einfachen Singles ist es ja gerne mal so, dass man sich die besten Stücke eines Albums pickt (so zumindest die Theorie). Und diese sind nicht selten ein ungeeignetes Maß für die Qualitäten eines Künstlers, sei es weil sie sich stilistisch zu sehr von den „üblichen“ Songs unterscheiden, oder aber weil sie, was die Qualität angeht, weit über/unter dem Rest der Stücke stehen. Auf einer EP dagegen finden sich einige Songs, die einen etwas besseren Blick auf das Schaffen des Künstlers erlauben.

Ein Beispiel: Rapper XY veröffentlicht einen Song über Liebe als Single und man kauft sich diese Single, ohne den Künstler wirklich zu kennen. Man findet den Song total toll (oder total schlecht) und kauft sich daraufhin auch das Album. Beim Hören stellt man dann allerdings fest: mit Ausnahme der Single fabriziert der junge Mann nur Battle-Rap und das spricht einen jetzt nun gar nicht an. Auf einer EP dagegen findet sich eine Handvoll Songs und hat die Möglichkeit, sich ein detaillierteres Bild des Rappers zu machen („Gefallen mir auch seine anderen Songs?“).

Ohnehin ließen sich viele Alben, die in den letzten Jahren erschienen sind, locker auch zu EPs reduzieren. Wie oft habe ich schon in Interviews gelesen, dass Künstler über ihre Alben sagen, sie haben von allem etwas, 3-4 Battle-Sachen, ein paar deepe Tracks, was für die Ladies,…, hat man sich dann das Album angehört, konnte man oft genug folgendes denken:

Von den je 4 Tracks einer „Sorte“ ist meist nur einer wirklich gut und wäre noch dazu vollkommen ausreichend gewesen. Gehen wir von 4 „Sorten“ aus, könnte man so ein 16 Tracks umfassendes Album auf 4 Lieder reduzieren und hat am Ende immer noch ein besseres Ergebnis. Das ist in meinen Augen das Potenzial, welches die EP beinhaltet. Natürlich wird das nur allzu oft nicht in dem beschriebenem Maße ausgeschöpft, womit wir zur negativen Seite einer EP kommen.

In Zeiten, in denen man sich schon schwer tut ein reguläres Album mit über 15 Liedern über den Ladentisch zu bringen, sind nur die wenigsten Leute noch bereit, ihr Geld für eine EP auszugeben, auf der z. B. nur 6 Stücke zu finden sind. Den Preis, den man pro Lied zahlt, ist bei einer EP nun mal etwas höher als bei Alben. Das macht die EP nicht gerade zur beliebtesten Wahl dieser Tage.

Vor- und Nachteile hin und her, am Ende muss jeder selber wissen, was er vom Format „EP“ hält. Ich für meinen Teil möchte die EP nicht missen und freue mich nach wie vor über jede, die mir in die Finger gerät.

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