Teil 2: Ruhrpott
Im ersten Teil unserer RAPublik-Reihe befassten wir uns mit Frankfurt am Main und der dort herrschenden Straßen-Melancholie. Im zweiten Teil beschäftigen wir uns in keine Stadt im eigentlichen Sinne, sondern mit einer ganzen Region, dem Ruhrpott. Denn auch dort entsteht eine Menge Deutschrap der besseren Machart, was einen genaueren Blick in die Region unbedingt von Nöten macht.
Auch im Ruhrpott wird nicht erst seit gestern gerappt und Namen wie die Ruhrpott AG, kurz RAG, Too Strong oder Creutzfeld und Jakob machten schon um die Jahrtausendwende auf sich aufmerksam. Und erkundigt man sich bei der Masse nach den besten deutschen Rapalben überhaupt, dann fällt nicht selten einer dieser zwei Namen. Trotz der vielen guten Künstler dauerte es dennoch noch etwas, bis der ganz große Boom kam.
In den Jahren 2006 und 2007 war es dann so weit, der Ruhrpott überrannte förmlich den Markt mit seiner Vielzahl an ansprechenden Künstler und einem Zusammenhalt, wie es ihn bis heute selten gab im Rap. So kam kaum ein Album aus dem Pott ohne tatkräftige Unterstützung aus der Umgebung aus, oder ohne eine anständige Hymne an das Ruhrgebiet. Bemerkenswert war dabei ganz besonders, dass es selbst zwischen den Künstlern der alten Stunde und denen der neuen nicht, wie sonst gerne mal üblich, zu Konflikten kam, alles griff ineinander, man respektierte und unterstütze sich.
Es waren Namen wie Snaga & Pillath, Fard, und Manuellsen, die für den plötzlichen Aufwind des Ruhrpotts sorgten und mit ihren jeweiligen Alben für landesweite Begeisterung sorgten. Auch bei Samy Deluxe, der Snaga & Pillath, sowie Manuellsen, kurzerhand auf sein Label Deluxe Records holte. Dort erschienen dann auch die heiß erwarteten Alben "Insallah“ von Manuellsen bzw. "Aus Liebe Zum Spiel“ von Snaga & Pillath, die beide die hohen Erwartungen erfüllen konnten und in der Wahl der Alben des Jahres 2006 bzw. 2007 weit oben angesiedelt waren.
Mittlerweile ist die Euphorie um den Ruhrpott zwar wieder etwas zurückgegangen, Snaga & Pillath haben sich von Deluxe Records getrennt und auch Manuellsen hat das Label verlassen und hat sogar das Rappen vollends sein lassen, dennoch gibt es nach wie vor eine Menge interessanter Künstler. Zum Beispiel das Duo SAW, bestehend aus KC Rebell und P.A Sports, welches dieses Jahr mit "Kinder des Zorns“ ein sehr gutes Stück Rapmusik ablieferte, nachdem es schon mit dem Debüt "Schwarz auf weiß“ überzeugen konnte.
Schaut man sich weiter um, fallen einem schnell Namen wie Jesen oder Millionadi ein und es wird klar, was der Ruhrpott zu bieten hat: Punchlines vom allerfeinsten. Kaum eine andere Region in Deutschland kann eine solch hohe Dichte an versierten Punchline-Spuckern aufweisen. Egal ob Snaga & Pillath, Fard, oder Millionadis Adi, sie allesamt verfügen über messerscharfe Punchlines, die durch ihre ausgeklügelten und zweideutigen Vergleiche immer wieder für lautes Lachen auf Seiten der Hörer sorgen. Nur ein klarer Beweis dafür, was man im Ruhrpott definitiv nicht verloren hat: den Spaß an der Sache.
Erschienen im Kwick Magazin
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