Teil 3: Berlin
Und weiter geht die Reise, wir verlassen den Ruhrpott und wenden uns jetzt einmal der Hauptstadt zu. Wie in der Stadt selbst, gibt es auch innerhalb der Rap-Szene eine Menge zu sehen bzw. zu hören. Sich dabei auf ein bestimmtes Motto festzulegen, etwa Gangstarap, wäre dabei sicherlich unangebracht, bietet die dortige Szene doch weitaus mehr als das. RAPublik, die Dritte:
Berlin, größte Stadt Deutschlands, Hauptstadt und doch lag es zu Beginn der Deutschrap-Historie zumeist an anderen Städten, die ersten bedeutenden Gehversuche zu wagen und Rap einer breiteren Masse zugänglich zu machen – mitunter bedingt natürlich durch die damals noch existierende Spaltung zwischen Ost und West. Doch nach dem Mauerfall gab es dann auch dort kein Halten mehr und die Szene entwickelte sich langsam aber sich zu dem, was sie heute ist, eine der bedeutendsten Rap-Hochburgen Deutschlands.
Ein Gauner macht den Anfang
Denkt man heute an Rap aus Berlin, so fallen einem auf Anhieb genügend Namen ein, um einen ganzen Sampler damit zu füllen. Kool Savas, Bushido, Fler, Sido und K.I.Z. um nur ein paar zu nennen. Mit der allerersten auf Deutsch gerappten Maxi aus Berlin haben all diese Namen jedoch reichlich wenig zutun, denn die, so munkelt man, stammte von Gauner, einem bis heute wenig bekannten, aber dennoch immer noch aktivem Rapper und Poeten, der inzwischen auch Poetry Slam für sich entdeckt hat.
So erschien „Millionen Rapper“ im Jahre 1998 und konnte mit seinem hypnotischen Beat auf Anhieb überzeugen und so stellte Gauner schon damals fest: „Es gibt eine Millionen Rapper, doch nur wenige MC’s“. Die Tatsache, dass jemand wie Gauner, ein Rapper mit Herz, Kopf und Verstand, den Anfang in Berlin gemacht haben soll, ist besonders deshalb interessant, da Berliner Rap heute von vielen, ganz besonders den Medien, fast ausschließlich mit übertriebenem Gangstarap assoziiert wird. Gauner selbst sieht sich jedenfalls nicht als Gangster und stellte 2007, gut ein Jahrzehnt und etliche musikalische Beiträge später, mit seinem bis dato letzten Album klar, er sei nichts weiter als „In Wirklichkeit Träumer“.
Berliner Rap in den Medien
Die Medien hatten an derart harmlosen Angelegenheiten nur wenig Interesse und stürzten sich lieber auf die Vielzahl an wegen jugendgefährdender Inhalte indizierten Alben und auf die oftmals aus Berlin stammenden Künstler. Und auch die Politik hatte endlich wieder eine Erklärung parat für die in ihren Augen verkommene Jugend. In Folge dessen gab es eine wahre Flut Diskussionen, Artikeln und TV-Beiträgen, die allesamt eines gemeinsam hatten: mangelhafte Berichterstattung. Statt sich wirklich die Mühe zu machen, einen genaueren Blick in das (Berliner) Rapgeschehen zu werfen und damit auch auf andere Seiten der Musik und der Akteure selbst zu stoßen (z. B. von Rappern veranstaltete Workshops für Jugendliche), begnügte man sich meist damit, die komplette Szene gewaltbereit und verkommen darzustellen.
Ein Ende war lange Zeit nicht in Sicht und als die Sache dann allmählich zur Ruhe kam, erschütterten erneute Vorfälle die HipHop-Kultur. Gewalttätige Übergriffe auf Künstler, wie die versuchte Messerattacke auf Fler, oder das Attentat mit einer Schusswaffe auf Massiv, ließen wieder Stimmen laut werden, die sich kritisch gegenüber HipHop an sich und Rap im Allgemeinen äußerten.
Dreirad statt verchromte Protzkarre
Konnte man die Zeit zwischen 2003 und 2007 durchaus als Hochphase von gewaltgeprägten Texten bezeichnen, scheint es so, als habe sowohl der Hörer, als auch der Künstler selbst genug von übertriebenem Gangster-Getue. Bezeichnend dafür sind unzählige Interviews mit ehemaligen Vorreitern dieser Gangsterrap-Formation, die nun von sich aus sagen, sie wollen versuchen mit ihrer Musik in Zukunft mehr Positives zu behandeln und den Spaß an der Sache, dem Musik machen, künftig in den Vordergrund stellen.
So finden sich heute unter den Veröffentlichungen Alben wie „Musik ist unser Leben, darum werden wir Erzieher“ des Ostberliner Duos Hammer & Zirkel, dass bereits mit dem Cover, auf dem die beiden schwergewichtigen Erzieher auf einem Dreirad zu sehen sind, klarstellt, dass es hier nicht darum geht, einen auf ernst zu machen, sondern in allererster Linie möchte man wieder mal Spaß haben. Und den kann man mit Berliner Rap dieser Tage durchaus haben.
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